Landwirtschaft: Agilio übernimmt den Bioland Hof „Lüttje Plaats“ in Eilsum und stellt dort einiges um.
Eilsum – Seit dem neuen Jahr befindet sich der Bioland Hof „Lüttje Plaats“ in neuen Händen. Die ehemalige Betreiberin hat den einstigen Hof ihrer Eltern 20 Jahre lang mit ihrem Geschäftspartner geführt, und vor allem biologische Milchprodukte hergestellt. Neue Betreiberin ist die Agilio gGmbH aus Emden.
Geplant ist, dass die Übernahme des Biolandhofs Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung schafft. Weil Agilio dabei nach eigenen Angaben auch großen Wert auf nachhaltige Produkte lege, passe der Krummhörner Bioland-Betrieb gut als Kooperationspartner, heißt es auf Nachfrage.
Fokus liegt auf Nachhaltigkeit
Der Bioland-Hof „Lüttje Plaats“ ist zwar das jüngste, aber nicht das erste Projekt dieser Art. Agilio habe sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung bereits mit anderen Projekten und Betriebsstätten gefördert. Ähnliche Projekte seien zum Beispiel die Gründung der Leckerpott gGmbH als Schwestergesellschaft der Agilio gGmbH, die das Konzept einer ostfriesischen Küche verfolgt und ihre Produkte möglichst von Anbietern aus der Region bezieht. Weitere Projekte sind die Gründung des Unverpackt-Ladens „Jute Seele“ in der Emder Brückstraße, den die Agilio gemeinsam mit dem Verein „Das Boot“ noch in diesem Monat eröffnen wird, sowie die Produktion eines Apfelsaftes gemeinsam mit dem Emder Ökowerk.
Auf Nachfrage teilt die Pressestelle mit: „Die genannten Projekte veranschaulichen die Verknüpfung von Nachhaltigkeit und der Förderung der Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung ganz gut. So werden der Leckerpott und die ‚Jute Seele‘ als Inklusionsbetriebe geführt und auch die Produktion des Emder Safts sowie der Bioland-Hof „Lüttje Plaats“ schaffen Qualifizierungs- und Beschäftigungsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung.“
Umstellung auf Schafsmilchprodukte
„Der Bioland-Hof ‚Lüttje Plaats‘ wird weiterhin unter dem Siegel Bioland geführt“, stellt die Pressestelle auf Nachfrage klar. „Auch die Käserei soll erhalten bleiben. Allerdings wird von Kuhmilcherzeugnissen auf die Herstellung von Schafmilcherzeugnissen umgestellt werden“, so die neue Betreiberin. 18 ostfriesische Milchschafe wurden dafür schon angeschafft mit dem Ziel, die Herde auf insgesamt 50 Milchschafe aufzubauen. Die Umstellung von Kuhmilch auf Schafmilch sei aus zwei Gründen interessant, so Agilio. Zum einen seien Schafe „in der Handhabung besser geeignet, wenn es darum geht, Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung einzurichten“. Zum anderen werden Ressourcen für den Gemüseanbau benötigt. In Anbetracht der Größe der Nutzflächen sei die Milchschafhaltung dafür geeigneter, weil die Tierhaltung vielseitiger geplant werden könne als bei Kühen. Neben der Produktion von Joghurt, Frischkäse, Quark, Weich- und Schnittkäse, sei auch die Produktion von etwas außergewöhnlicheren Schafmilcherzeugnissen, wie zum Beispiel Schafsmilcheis geplant. Dieses soll im Sommer auf den Markt kommen.
Wochenmarktstand ist im Gespräch
Geplant sei auch die Anschaffung von ein paar Legehennen, Rindern und Schweinen sowie der Bau eines Gewächshauses. Konkret ist die Aufzucht von Mastochsen in kleinem Umfang sowie die Geflügelhaltung geplant. Bei Geflügel setzt Agilio auf die Legehennenhaltung mit einer sogenannten Zwiehuhn- oder Zweinutzungsrasse. Es handelt sich dabei um Hühnerrassen, die sowohl eine gute Legeleistung als auch einen guten Fleischansatz vorweisen.
Hofführungen sind geplant
Zudem sollen unter anderem verschiedene Salate, darunter auch wenig bekannte Sorten, alte und besondere Kartoffelsorten und Beerenobst im Direktvertrieb und über einen geplanten Wochenmarktstand verkauft werden. „Ein Teil der Erzeugnisse soll im Restaurant Leckerpott verarbeitet und dort angeboten werden“, erklärt die Agilio. Denkbar sei darüber hinaus ein Vertrieb in Bioläden sowie im Unverpackt-Laden. Zudem sollen die Emder und Menschen aus der Umgebung einen Eindruck von dem Bioland-Hof bekommen können. Hierzu sollen künftig organisierte Hofführungen angeboten werden, die Interessierten die Möglichkeit geben, hinter die Kulissen der ökologischen Landwirtschaft zu blicken. Von Alicia Rosendahl
@ Ostfriesen Zeitung vom 12. Januar 2021, Bild: Wagenaar