REGIONALES - Idee von Agilio rettete die Ökowerk-Ernte im Corona-Jahr / Weitere Partner ermöglichen auch künftig den Vertrieb
EMDEN. Einzelne Ideen für Aktionen mit selbstgepresstem Apfelsaft gab es in der Stadt schon viele - eine eigene Emder Marke noch nie. Doch im Gemeinschaftsverbund von Agilio und Ökowerk und mit partnerschaftlicher Unterstützung durch Stadt, Sparkasse, Stadtwerke und Hochschule hat es jetzt geklappt. Der „Emder Saft“ ist auf dem Markt, gepresst aus 100 Prozent naturbelassenen Äpfeln aus dem Ökowerk-Pomarium und professionell abgefüllt bei der Firma Auricher Süßmost.
10.000 Kilo Äpfel haben die Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistungen und des Ökowerks dafür gepflückt. „In Handarbeit“, betonte Agilio-Geschäftsführer Dieter Peters im Gespräch mit der Emder Zeitung. Die Äpfel des Pomarium Frisiae - dem Schaugarten und Genpool zum Erhalt alter regionaler Obstsorten - einer sinnvollen Verwertung zuzuführen, diesen Traum hatte schon der ehemalige Ökowerk-Geschäftsführer Detlef Stang . Ausgerechnet die Corona-Krise hat die Erfüllung beschleunigt.
Denn das große Früchtefest im Ökowerk, bei dem der selbstgepresste Saft sonst immer im Drei-Liter-Karton gegen eine Spende unters Volk kam, musste ausfallen. Die Äpfel trotzdem in großer Menge zu Saft zu pressen, hätte sich kaum gelohnt. Und so viele Früchte hätten auch die Haustiere vom Arche-Gelände nicht verdrücken können. Viele Früchte wären daher wohl ungenutzt verrottet, sagte die neue Geschäftsführerin Dr. Katharina Mohr - wenn denn nicht Agilio frühzeitig mit der Saft-Idee um die Ecke gekommen wäre und wenn nicht die weiteren Partner teils ideell, teils finanziell gleich mit aufgesprungen wären.
„Wir hatten damals selbst gerade locker überlegt, ob man nicht zum Neujahrsempfang einen selbstgepressten Saft von Emder Streuobstwiesen anbieten könnte, vielleicht unter Sammel-Beteiligung der Kindergärten“, sagte Oberbürgermeister Tim Kruithoff . „Nun wird es nächstes Jahr keinen Empfang geben, aber es ist toll, dass es den Saft gibt.“
Das Ganze hat allerdings seinen Preis: 3,50 Euro für die Ein-Liter-Flasche, 1,20 Euro für die handlichere 0,33-Liter-Version. „Weil nicht nur die Qualität, sondern auch die Produktionskosten hoch sind“, sagt Peters. „Aber diesen Saft trinkt man nicht jeden Tag, und die exklusiven Reinsorten-Säfte im Supermarkt sind noch teurer.“
Ein industrielles Massenprodukt soll das Ganze auch künftig nicht werden. Eine Ausweitung auf Birnensaft und Wildobst-Mischungen ist aber angedacht. Und vielleicht ist im nächsten Jahr auch die vom OB angeregte Beteiligung von Kindergärten bei der Apfelernte drin. Denn es gibt ja noch die großen Streuobstwiesen in Constantia und Uphusen, weitere im Stadtgebiet sind im Entstehen.
Und wie schmeckt der erste „Emder Saft“ denn nun? Die Partner waren sich bei der gemeinsamen Schnell-Verkostung schnell einig: „Nicht so süß, aber gaaanz lecker!“ Gaby Wolf
@ Emder Zeitung vom 15. Dezember 2020, Bild: E. Hasseler