Nachhaltigkeit: Betreiber von „Jute Seele" müssen viele Hindernisse aus dem Weg räumen- Ähnliche Geschäfte laufen gut
Der Holzboden ist schon verlegt, die in Emden getischlerten Regale und die Theke stehen schon – noch kann der erste Unverpackt-Laden der Stadt aber nicht öffnen. Den zukünftigen Betreibern der „Juten Seele“ - der Inklusionsbetrieb Agilio und der Verein „Das Boot“, der sich für psychisch Erkrankte einsetzt – ist so mancher Stein in den Weg gelegt worden. Jetzt ist Anfang März die Eröffnung angedacht, sagt Agilio-Sprecherin Maike Klingenberg.
Agilio und „Das Boot“ wollten schon im Oktober das Geschäft in der Brückstraße öffnen und dort größtenteils lose Lebensmittel anbieten. Doch das dafür angemietete Ladenlokal in der Brückstraße war bei Einzug viel sanierungsbedürftiger als gedacht. Es habe wohl einige Abstimmungsprobleme gegeben, sagt Klingenberg. Die Instandsetzung durch den Vermieter habe angedauert, so dass erst im Januar mit den Malarbeiten und der Gestaltung der Innenräume begonnen werden konnte. Das sei aber nicht das einzige Problem. „Es kommt einiges zusammen“, so Klingenberg. Unter anderem waren die Lebensmittelspender aus Glas, sogenannte „Bins“, bei einer ersten Lieferung vollständig zerstört worden, sagt Neele Nessen, Projektmanagerin bei Agilio. Auch bei einer zweiten Lieferung sei wieder einiges zu Bruch gegangen. Die dritte sollte zufriedenstellen.
Doch es gebe auch einige Lieferengpässe, die den Lebensmittel-Lieferanten, so Klingenberg. „Die Nachfrage nach Lebensmitteln in Bio-Qualität ist stark gestiegen, weiß Sie. Auch die Gründerzahl von Unverpackt-Läden sei in der Corona-Pandemie noch einmal nach oben geschossen. Ob Zufall oder nicht: Tatsächlich hatte in Ostfriesland in Juni der Erste Unverpackt-Laden in Esens geöffnet. Im Oktober folgte ein zweiter in Leer. Dort scheint es sehr gut zu laufen. „Es hat unsere Erwartungen übertroffen, sagt Martin Warning, einer der Betreiber von „Loses Gut“ in der Leeraner Altstadt. „Es gibt sehr viele Neugierige, trotz der ersten kurzen Zeit haben wir schon Stammkunden. „ Er erklärt sich den Erfolg damit, dass Menschen während der Pandemie mehr Zeit hätten, um über ihr Konsumverhalten nachzudenken und auch Lieferketten in Frage zu stellen. Einige würden große Supermärkte aus Sorge vor einer Ansteckung auch scheuen und lieber in einem kleineren Geschäft mit weniger Besuchern einkaufen. Die wachsenden Mitgliederzahlen beim Verband der Unverpackt-Läden in Deutschland bestätigen Warnings Eindruck.
In Emden blicken die Betreiber trotz der Rückschläge auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Seit dem 1. Januar sei schon der erste Mitarbeiter, der später den Laden mit leiten werde, im Team. Am 1. März soll eine Kollegin folgen. Auch ein geringfügig Beschäftigter, ein junger Mann aus der Fridays-for-Future Szene, werde dazu kommen, sagt Rainer Hempel von „Das Boot“. Jetzt würden nur noch Mitarbeitende mit einem Schwerbehindertengrad gesucht. Auch Ehrenamtliche könnten sich dort melden und mit anpacken. Später sind Projekte angedacht – etwa mit der Hochschule Emden/Leer. „Es soll ein Ort zum Verweilen werden“, sagt Maike Klingenberg. Menschen sollen miteinander ins Gespräch kommen können. Sollten die Corona-Bedingungen es zulassen, sollen Besucher Lebensmittel vor Ort testen und gemütlich dabei einen Kaffee trinken können. Eine Sitzecke innen sowie Sitzmöglichkeiten draußen sollen dafür eingerichtet werden. Auch mit Hygiene- und Abstandsregeln soll unverpackt eingekauft werden können. Das heißt: Kunden bringen eigene Behälter mit, die an der Kasse gewogen und mit ihrem Gewicht beschriftet werden. Dann können sie ihre Behälter selbst befüllen, deren Inhalt an der Kasse abgewogen und berechnet wird. Von Mona Hanssen
@ Ostfriesen Zeitung vom 02. Februar 2021, Bild: M. Hanssen
Die Idee, Mittagsgerichte zum Mitnehmen künftig verstärkt im Mehrwegbehältern anzubieten, findet in Emden offenbar Verbreitung. Nicht nur, dass das vorige Woche gestartete Pfandsystem im obw-Café Henris laut Chefkoch Denis Kabaj schon gut nachgefragt worden ist. Auch die Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistungen (Agilio) entwickelt für die Wiedereröffnung des Außerhaus-Verkaufs im „Leckerpott“ ab 15. Februar gerade ein hauseigenes Mehrwegsystem: mit Weckgläsern und Edelstahlboxen.
„Die Idee mit dem Mehrwegsystem im Weckglas stammt schon vor dem Lockdown“, erläuterte Agilio-Sprecherin Maike Klingenberg auf Anfrage. In die Weck-Gläser unterschiedlicher Größe mit Pfand sollen vor allem Eintöpfe und Gemüsegerichte, aber auch Salate. Klingenberg: „Unsere Köchinnen haben die Lockdown-Zeit genutzt, um spannende Gerichte zu kreieren, die sich gut im Weckglas anbieten lassen.“
Weil es aber auch Gerichte gibt, deren Komponenten sich nicht unbedingt zum Schichten eignen, hat Agilio außerdem vor, Edelstahlboxen einzuführen - möglichst in Form eines „Henkelmanns“ (einer in den 1950er Jahren beliebten Blech-Lunchbox). So heißt auch der Außerhaus-Verkauf des „Leckerpott“. „Uns ist wichtig, ganz auf Kunststoff zu verzichten“, sagte Klingenberg. Noch laufen die Gespräche mit dem Anbieter. Aber wenn die Boxen da sind, sollen auch sie gegen ein Pfand erhältlich sein. Leere kann man zurückgeben oder gegen gefüllte neue eintauschen. Zudem sind vorerst weiterhin auch biologisch abbaubare Einwegschalen im Einsatz. Von Gaby Wolf.
@ Emder Zeitung vom 03. Februar 2021, Bild: Leckerpott
Landwirtschaft: Agilio übernimmt den Bioland Hof „Lüttje Plaats“ in Eilsum und stellt dort einiges um.
Eilsum – Seit dem neuen Jahr befindet sich der Bioland Hof „Lüttje Plaats“ in neuen Händen. Die ehemalige Betreiberin hat den einstigen Hof ihrer Eltern 20 Jahre lang mit ihrem Geschäftspartner geführt, und vor allem biologische Milchprodukte hergestellt. Neue Betreiberin ist die Agilio gGmbH aus Emden.
Geplant ist, dass die Übernahme des Biolandhofs Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung schafft. Weil Agilio dabei nach eigenen Angaben auch großen Wert auf nachhaltige Produkte lege, passe der Krummhörner Bioland-Betrieb gut als Kooperationspartner, heißt es auf Nachfrage.
Fokus liegt auf Nachhaltigkeit
Der Bioland-Hof „Lüttje Plaats“ ist zwar das jüngste, aber nicht das erste Projekt dieser Art. Agilio habe sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung bereits mit anderen Projekten und Betriebsstätten gefördert. Ähnliche Projekte seien zum Beispiel die Gründung der Leckerpott gGmbH als Schwestergesellschaft der Agilio gGmbH, die das Konzept einer ostfriesischen Küche verfolgt und ihre Produkte möglichst von Anbietern aus der Region bezieht. Weitere Projekte sind die Gründung des Unverpackt-Ladens „Jute Seele“ in der Emder Brückstraße, den die Agilio gemeinsam mit dem Verein „Das Boot“ noch in diesem Monat eröffnen wird, sowie die Produktion eines Apfelsaftes gemeinsam mit dem Emder Ökowerk.
Auf Nachfrage teilt die Pressestelle mit: „Die genannten Projekte veranschaulichen die Verknüpfung von Nachhaltigkeit und der Förderung der Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung ganz gut. So werden der Leckerpott und die ‚Jute Seele‘ als Inklusionsbetriebe geführt und auch die Produktion des Emder Safts sowie der Bioland-Hof „Lüttje Plaats“ schaffen Qualifizierungs- und Beschäftigungsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung.“
Umstellung auf Schafsmilchprodukte
„Der Bioland-Hof ‚Lüttje Plaats‘ wird weiterhin unter dem Siegel Bioland geführt“, stellt die Pressestelle auf Nachfrage klar. „Auch die Käserei soll erhalten bleiben. Allerdings wird von Kuhmilcherzeugnissen auf die Herstellung von Schafmilcherzeugnissen umgestellt werden“, so die neue Betreiberin. 18 ostfriesische Milchschafe wurden dafür schon angeschafft mit dem Ziel, die Herde auf insgesamt 50 Milchschafe aufzubauen. Die Umstellung von Kuhmilch auf Schafmilch sei aus zwei Gründen interessant, so Agilio. Zum einen seien Schafe „in der Handhabung besser geeignet, wenn es darum geht, Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung einzurichten“. Zum anderen werden Ressourcen für den Gemüseanbau benötigt. In Anbetracht der Größe der Nutzflächen sei die Milchschafhaltung dafür geeigneter, weil die Tierhaltung vielseitiger geplant werden könne als bei Kühen. Neben der Produktion von Joghurt, Frischkäse, Quark, Weich- und Schnittkäse, sei auch die Produktion von etwas außergewöhnlicheren Schafmilcherzeugnissen, wie zum Beispiel Schafsmilcheis geplant. Dieses soll im Sommer auf den Markt kommen.
Wochenmarktstand ist im Gespräch
Geplant sei auch die Anschaffung von ein paar Legehennen, Rindern und Schweinen sowie der Bau eines Gewächshauses. Konkret ist die Aufzucht von Mastochsen in kleinem Umfang sowie die Geflügelhaltung geplant. Bei Geflügel setzt Agilio auf die Legehennenhaltung mit einer sogenannten Zwiehuhn- oder Zweinutzungsrasse. Es handelt sich dabei um Hühnerrassen, die sowohl eine gute Legeleistung als auch einen guten Fleischansatz vorweisen.
Hofführungen sind geplant
Zudem sollen unter anderem verschiedene Salate, darunter auch wenig bekannte Sorten, alte und besondere Kartoffelsorten und Beerenobst im Direktvertrieb und über einen geplanten Wochenmarktstand verkauft werden. „Ein Teil der Erzeugnisse soll im Restaurant Leckerpott verarbeitet und dort angeboten werden“, erklärt die Agilio. Denkbar sei darüber hinaus ein Vertrieb in Bioläden sowie im Unverpackt-Laden. Zudem sollen die Emder und Menschen aus der Umgebung einen Eindruck von dem Bioland-Hof bekommen können. Hierzu sollen künftig organisierte Hofführungen angeboten werden, die Interessierten die Möglichkeit geben, hinter die Kulissen der ökologischen Landwirtschaft zu blicken. Von Alicia Rosendahl
@ Ostfriesen Zeitung vom 12. Januar 2021, Bild: Wagenaar
Nach 20 Jahren hört Else Neemann auf - Künftig entstehen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen
EILSUM. Der Biolandhof Lüttje Plaats bei Eilsum geht zum neuen Jahr in neue Hände über, bestätigt die Inhaberin Else Neemann im Gespräch. Neue Betreiberin ist die Agilio gGmbH aus Emden. Der Hof soll weiter biologisch erzeugte Produkte herstellen, erklärt deren Geschäftsführer Dieter Peters . Dem gemeinnützigen Unternehmen passt der Betrieb noch in weiterer Hinsicht ins Konzept.
20 Jahre lang hat Else Neemann auf dem einstigen Hof ihrer Eltern zusammen mit dem Geschäftspartner Siegfried Württemberger in einer GbR biologisch erzeugte Milchprodukte hergestellt. Vor allem mit Käse hatten die Betreiber sich einen Namen gemacht und eine Reihe fester Kunden gewinnen können. Damit zählte Lüttje Plaats zu den ersten Biolandhöfen mit Käseproduktion in der Region. In der Veredlung der Milch habe sie die einzige Möglichkeit gesehen, den kleinen Hof mit gerade mal 25 Hektar Land und wenig mehr als einem Dutzend Kühen wirtschaftlich betreiben zu können, erklärt Else Neemann rückblickend. Ein biologischer Betrieb entspreche zudem auch ihrer persönlichen Einstellung.
Um Produktion nach den strengen Bioland-Vorgaben soll es auch in der Zukunft gehen, erläutert der Agilio-Geschäftsführer Dieter Peters. Die Gesellschaft unterhält oder initiierte in Emden bereits eine Reihe von Betriebsstätten, in denen Menschen mit Beeinträchtigung integriert Arbeit finden. Weil Agilio dabei auch großen Wert auf nachhaltige Produkte lege, passe der Krummhörner Bioland-Betrieb gut in die Wirtschaftskette des Unternehmens. Dabei kam der Kontakt nur durch eine zufällige Begegnung zustande. Else Neemann und Siegfried Württemberger suchten bereits seit dem Frühjahr Nachfolger für ihren Hof. Die 59-Jährige möchte in ihrem Leben etwas Neues beginnen – und dabei auch ihre langjährige Wochenendbeziehung intensivieren. Eine ganze Reihe von Bewerbern für eine Nachfolge habe sich gemeldet, erzählt sie, aber das seien alles unrealistische Träumer gewesen, die keine Vorstellungen von den realen Anforderungen hätten – und sie wünsche sich, dass der Betrieb eine Chance erhält. Der zufällige Kontakt mit Agilio kam dann auch ihren Plänen entgegen.
„Es hat für uns sofort gepasst“, erklärt Dieter Peters: „Wir suchten einen kleinen Betrieb mit viel Handarbeit.“ So soll denn die Käserei weiter betrieben werden. „Aber wir ersetzen die Kühe durch Schafe.“ Die gibt es auch schon auf dem Hof: 18 ostfriesische Milchschafe schaffte Agilio an, die im Stall bereits emsig Heu fressen. Nach dem Lammen im Frühjahr soll im Frühsommer mit der ersten Produktion von Käse und Joghurt begonnen werden – weitere Milchprodukte sind geplant. „Wir wollen eine größere Vielfalt anbieten“, erläutert der Geschäftsführer. Geplant sei auch die Anschaffung von ein paar Legehennen, Rindern und Schweinen sowie der Bau eines Gewächshauses. Wichtig sei dabei: „Es bleibt alles Bioland.“ Ein wenig stolz sei man darauf, dass dort Ostfrieslands erste Verarbeitungsstätte für Schafmilch entstehen soll.
Unter der Anleitung dreier Fachleute für Landwirtschaft, Gärtnerei und Landschaftsbau sowie die Käserei können dort mehrere Betreute von Agilio Arbeitsplätze bekommen. „Für die Käserei suchen wir noch jemanden“, erklärt Dieter Peters. Else Neemann will derweil weiterhin in Ostfriesland leben. Sie werde wohl nicht mehr voll arbeiten, meinte aber sei ja auch nicht weg: „Ich stehe mit Rat und Tat helfend zur Verfügung.“ Von Axel Pries
@ Emder Zeitung vom 05. Januar 2021, Bild: A. Pries
REGIONALES - Idee von Agilio rettete die Ökowerk-Ernte im Corona-Jahr / Weitere Partner ermöglichen auch künftig den Vertrieb
EMDEN. Einzelne Ideen für Aktionen mit selbstgepresstem Apfelsaft gab es in der Stadt schon viele - eine eigene Emder Marke noch nie. Doch im Gemeinschaftsverbund von Agilio und Ökowerk und mit partnerschaftlicher Unterstützung durch Stadt, Sparkasse, Stadtwerke und Hochschule hat es jetzt geklappt. Der „Emder Saft“ ist auf dem Markt, gepresst aus 100 Prozent naturbelassenen Äpfeln aus dem Ökowerk-Pomarium und professionell abgefüllt bei der Firma Auricher Süßmost.
10.000 Kilo Äpfel haben die Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistungen und des Ökowerks dafür gepflückt. „In Handarbeit“, betonte Agilio-Geschäftsführer Dieter Peters im Gespräch mit der Emder Zeitung. Die Äpfel des Pomarium Frisiae - dem Schaugarten und Genpool zum Erhalt alter regionaler Obstsorten - einer sinnvollen Verwertung zuzuführen, diesen Traum hatte schon der ehemalige Ökowerk-Geschäftsführer Detlef Stang . Ausgerechnet die Corona-Krise hat die Erfüllung beschleunigt.
Denn das große Früchtefest im Ökowerk, bei dem der selbstgepresste Saft sonst immer im Drei-Liter-Karton gegen eine Spende unters Volk kam, musste ausfallen. Die Äpfel trotzdem in großer Menge zu Saft zu pressen, hätte sich kaum gelohnt. Und so viele Früchte hätten auch die Haustiere vom Arche-Gelände nicht verdrücken können. Viele Früchte wären daher wohl ungenutzt verrottet, sagte die neue Geschäftsführerin Dr. Katharina Mohr - wenn denn nicht Agilio frühzeitig mit der Saft-Idee um die Ecke gekommen wäre und wenn nicht die weiteren Partner teils ideell, teils finanziell gleich mit aufgesprungen wären.
„Wir hatten damals selbst gerade locker überlegt, ob man nicht zum Neujahrsempfang einen selbstgepressten Saft von Emder Streuobstwiesen anbieten könnte, vielleicht unter Sammel-Beteiligung der Kindergärten“, sagte Oberbürgermeister Tim Kruithoff . „Nun wird es nächstes Jahr keinen Empfang geben, aber es ist toll, dass es den Saft gibt.“
Das Ganze hat allerdings seinen Preis: 3,50 Euro für die Ein-Liter-Flasche, 1,20 Euro für die handlichere 0,33-Liter-Version. „Weil nicht nur die Qualität, sondern auch die Produktionskosten hoch sind“, sagt Peters. „Aber diesen Saft trinkt man nicht jeden Tag, und die exklusiven Reinsorten-Säfte im Supermarkt sind noch teurer.“
Ein industrielles Massenprodukt soll das Ganze auch künftig nicht werden. Eine Ausweitung auf Birnensaft und Wildobst-Mischungen ist aber angedacht. Und vielleicht ist im nächsten Jahr auch die vom OB angeregte Beteiligung von Kindergärten bei der Apfelernte drin. Denn es gibt ja noch die großen Streuobstwiesen in Constantia und Uphusen, weitere im Stadtgebiet sind im Entstehen.
Und wie schmeckt der erste „Emder Saft“ denn nun? Die Partner waren sich bei der gemeinsamen Schnell-Verkostung schnell einig: „Nicht so süß, aber gaaanz lecker!“ Gaby Wolf
@ Emder Zeitung vom 15. Dezember 2020, Bild: E. Hasseler
… und zwar von der Kakaobohne bis hin zur verkaufsfertigen Tafel Schokolade hier im Dat Mundjevull!
So funktioniert`s:
1. Die Kakaobohnen werden mit dem Segelschiff „Tres Hombres“ von der Dominikanischen Republik bis in den Hafen von Amsterdam gesegelt, also mit purer Windenergie.
2. Die Maschinen, mit denen die Schokolade produziert wird, arbeiten allein mithilfe von Sonnenenergie.
3. Die Zutaten, aus denen die Schokolade gefertigt wurde, sind biologisch und fair gehandelt.
4. Selbst die Verpackung ist kompostierbar und besteht aus Bienenwachs.
Von Amsterdam aus, dem Produktionsort der Chocolate Makers, werden dann sogenannte Schokofahrten organisiert. Zwei Mal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, radeln mehr als 150 Radfahrerinnen und Radfahrer die Schokolade bis vor die einzelnen Ladentüren, völlig emissionsfrei!
So auch ein Team der Hochschule Emden / Leer. Eigentlich hätten sie die Schokolade gerne, wie ursprünglich geplant, aus Amsterdam abgeholt. Aufgrund der aktuellen Corona Pandemie konnten sie diesen Plan leider nicht in die Tat umsetzen. Die Auslieferung mit Lastenrädern innerhalb der Stadt Emden haben sie sich aber nicht nehmen lassen! Und aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Herzlichen Dank an das Team der Hochschule Emden / Leer sowie an alle Beteiligten dieses tollen Schoko-Projekts!
Repair-Café mit großen Zuspruch auch in den neuen Räumen
Emden. Es wurde fleißig repariert, und manch vermeintlich hoffnungsloser Fall konnte am Samstagnachmittag durch ehrenamtlichen Einsatz doch noch vor dem Wegwerfen gerettet werden. Das vierte Treffen des Repair-Cafés, diesmal in den Räumen des CVJM Emden, stieß wieder auf großen Zuspruch.
Schon kurz nach 13 Uhr wurde an den einzelnen Stationen repariert und getüftelt, um manch' Lampe, Fahrrad oder Wecker noch einmal in Gang zu bringen. Dazu gab es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Alles gegen eine Spende. Fast im Minutentakt kamen neue „Kunden” ins Café. Diesmal war auch ein Kaffeevollautomat dabei, den seine Besitzer nicht einfach aufgeben wollten.
„Der Nachhaltigkeitsgedanke rückt immer mehr ins Bewusstsein der Menschen”, meinte deshalb Maike Klingenberg von agilio. Neben agilio wird das ehrenamtliche Reparatur-Projekt von der Hochschule Emden/Leer, dem Verein „Das Boot” und der reformierten Kirche organisiert.
Ursprünglich fand das Treffen bei agilio in der Brückstraße statt. Weil die ersten drei Treffen aber dermaßen viel Zulauf hatten, wurde es einfach zu eng. Kurzerhand zog das Team nun um und wird auch in Zukunft in den Räumen des CVJM seine ehrenamtlichen Dienste anbieten.
Um aber weiterhin die Verbindung in die Brückstraße zu erhalten, soll parallel zum Repair-Café eine Art Tauschbörse in den Räumen von agilio iniziiert werden, hieß es. Fast 30 Reparateure kümmern sich um die mitgebrachten Haushaltartikel und Fahrräder. Was dem Team des Repair-Cafés noch fehlt, ist ein elektronischer Gerätetester, heißt es. Von Jens Tammen
Die nächsten Termine: 20. Juli, 10. August, 21. September, 19. Oktober, 16. November und 14. Dezember. Von 13 bis 17 Uhr beim CVJM Emden.
@ Emder Zeitung vom 11. Juni 2019, Bild: J. Tammen
Morgen in der Brückstraße: hiesigen Spargel essen, an langen Tischen sitzen und gemütlich ins Pfingstwochenende starten
Von Heike Goyert
Emden. Bereits zum sechsten Mal laden die Werbegemeinschaft Rathaus-Karree Emden e.V., das Restaurant Goldener Adler und die agilio gGmbH mit dem Leckerpott zum „SpargelTafeln am Rathausbogen” ein. Am Sonnabend, 8. Juni, wird von 11 bis 14 Uhr das sogenannte „weiße Gold” in verschiedenen Variationen serviert.
Insgesamt rund 150 Kilogramm geschälter Spargel werden verarbeitet und an den Verkaufsständen vom Goldenen Adler und dem Leckerpott von agilio in Form von kulinarischen Klassikern und neuen Kreationen verkauft. Dabei handelt es sich um hiesigen Spargel und auch die anderen Produkte stammen aus der Region. An beiden Verkaufsständen werden außerdem kühle Getränke verkauft.
Neben Suppen und verschiedenen Hauptspeisen gibt es auch ein spezielles Dessert. „Die Spargel-Crème-Brûlée ist eine Kombination aus salzig und süß”, sagte Wolfgang Huland, Küchenleiter beim Leckerpott und erstmals beim „SpargelTafeln” mit dabei. Rainer Ahlers, Küchenmeister und Mitinhaber vom Goldenen Adler, ist bereits seit Beginn im Jahre 2014 mit dabei.
„Uns geht es um gutes Essen in geselliger Atmosphäre”, sagte Gerhard Teerling, Pressesprecher vom Rathaus-Karree. „Daher steht der Spargel im Mittelpunkt.” Wie seine Kollegen Jutta Ludolph und Wolfgang Höfer gehört Teerling zu den Gewerbetreibenden in der Brückstraße und alle sind Mitglied im Rathaus-Karree.
An langen Tafeln, die in der Brückstraße aufgebaut und sommerlich dekoriert werden, finden rund 240 Personen Platz. „Wir werden sicherheitshalber auch Pavillons aufbauen, entweder als Regen- oder als Sonnenschutz”, sagte Maike Klingenberg, zuständig bei agilio für Qualitätsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. „Bisher haben wir aber immer sehr viel Glück mit dem Wetter gehabt, hoffentlich auch in diesem Jahr.”
Erstmals findet das „SpargelTafeln” nicht am ersten Juni-Wochenende statt, da es dann eine Kollision mit dem Matjesfest gegeben hätte. „Aber so können wir das Pfingstpublikum mit einbeziehen”, sagte Wolfgang Höfer.
Die Geschäfte in der Brückstraße haben am Sonnabend auch bis mindestens 14 Uhr geöffnet, sodass die Besucher das Essen mit einem Einkaufsbummel verbinden können.
Darüber hinaus wird es Aushänge in der Brückstraße 27 geben, die Interessantes und Wissenswertes rund um den Spargel zeigen. Und wer seinen Spargel lieber oder zusätzlich noch selber zubereiten möchte, der kann am Verkaufsstand von Bahlmann weiteren Spargel kaufen.
@ Emder Zeitung vom 07. Juni 2019, Bild: Heike Goyert
Zum 9. Mal wird im Bereich hinterm Rathaus ein Ostermarkt veranstaltet
Emden. Am Sonnabend, 13. April, findet im Rathaus Karree bereits zum 9. Mal der „Ostermarkt” statt. Von 10 bis 14 Uhr haben die Werbegemeinschaft Rathaus Karree, das Ostfriesische Landesmuseum Emden, die Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistungen in Ostfriesland (agilio) sowie die Anrainer der „Kleinen“ Brückstraße ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt mit verschiedenen Aktionen und Angeboten.
„Mit dieser Veranstaltung ist das Rathaus Karree damals gestartet und ist heute ein fester Punkt im Veranstaltungskalender”, erinnerte sich Gerhard Teerling beim Pressegespräch, das erstmals im Thiele Tee Kontor in der Faldernstraße stattfand, „denn auch diese Straße gehört zu unserem Rathaus Karree dazu.”
Begrüßt werden die Besucher am Sonnabend vom Osterhasen, der durch die Brückstraße, die Faldernstraße und eventuell auch mal durch die Innenstadt laufen wird. Dabei wird er neben bunt gefärbten Eiern (1000 Stück sind bestellt), auch Primeln (400 Pflanzen wurden geordert) und Möhren verteilen. „Letztere sind vor allem bei Kindern sehr beliebt, die beißen häufig gleich rein”, so Jutta Ludolph.
Die Anrainer haben verschiedene Aktionen vorbereitet. So wird das Landesmuseum die Junior Beetles herausstellen, es wird einen Eierlauf geben und ein Bastelangebot für die ganze Familie. „Unsere Museumspädagogik ist bereits bei den Vorbereitungen”, sagte Diethelm Kranz vom Ostfriesischen Landesmuseum.
Die anliegenden Geschäfte haben nicht nur bis 14 Uhr geöffnet, sondern sind auch mit Aktivitäten vertreten. So gibt es beispielsweise beim CVJM einen Bücherflohmarkt, bei „Hussel” einen Schokobrunnen mit Obstspießen und eine Tombola, der Sozialverband Deutschland ist erstmals dabei und wird Waffeln backen, die Jugendfeuerwehr bietet Löschübungen für Kinder an und bei der „Bücherstube” beziehungsweise dem „Lesecafé” gibt es nicht nur leckeren Kuchen und Tee von Thiele, sondern auch Musik. „Von 11 bis 12 Uhr werden unter der Leitung von Here Wurps drei Chöre zu einem gemischten Chor werden. Aus Westerende-Bangstede, Ihlow und Riepe-Oldersum kommen rund 40 Personen zusammen”, sagte Mitinhaber Ewald Wübbena. Von 12 bis 13 Uhr zeigt dann der Chor „Hintermezzo” sein Können.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Stände vor den Geschäften mit unter anderem Töpfermarkt (Susanne Strohdiek), Marmeladen (Frau Domeier), Pelzwerkstatt (Jutta Ludolph), Kunstschmiede-Arbeiten (Rolf Schaa) sowie diverse Flohmarktstände.
Ums leibliche Wohl kümmert sich unter anderem auch „agilio” mit einem Grillstand und selbst gemachtem Kartoffelsalat sowie heißen und kalten Getränken. Als Aktivität gibt es für Kinder eine „Lehm- und Klei-Werkstatt” mit Werner Müller im „Mundjevull”. Heike Goyert
@ Emder Zeitung vom 09. April 2019, Bild: Heike Goyert
Das „Leckerpott” soll nächste Woche öffnen, die Möbel kommen heute
Emden. Einige Türzargen fehlen noch, der letzte Wandanstrich auch. Überall stehen noch Farbeimer verteilt auf dem Boden, die Treppenstufen sind abgeklebt und es gibt eine Menge Staub. Aber die Grundzüge des Restaurants sind schon deutlich zu erkennen. Heute werden noch 110 Stühle, ein Dutzend Meter Bänke und 30 Tische angeliefert. Kommende Woche soll das „Leckerpott” in Betrieb gehen.
Das Innenstadt-Gastronomie-Projekt der Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistungen in Ostfriesland (agilio) liegt damit genau im Zeitplan. Viele Überstunden der Handwerker sei Dank. Neun Monate lang wurde das fünfstöckige Haus am Delft neben dem Hauptsitz der Sparkasse Emden grundsaniert. Die Sparkassen-Tochter Emder Bau- und Boden investiert, wie berichtet, einen hohen sechsstelligen Betrag in das Gebäude, das sich auch äußerlich deutlich verändert. Statt der in die Jahre gekommenen weißen Fassadenplatten wird eine einheitliche Fassade aus neuen, grauen Fenstern und Glaselementen zu sehen sein, wenn am Freitag, wie geplant, das Baugerüst abgebaut wird.
Keine unerwünschten Essensgerüche
Aber ein gewichtiger Anteil der Investition wird dann für die Erfordernisse des Restaurants ausgegeben worden sein. Der Baubeginn im vergangenen Sommer verlief für die meisten unbemerkt im Innenhof, wo das Fundament für einen neuen Aufzug gegossen wurde. Das „Leckerpott” muss schließlich barrierefrei sein. Und auch die für eine moderne Restaurantküche erforderliche Be- und Entlüftungsanlage wird seinen Preis haben. Essensgerüche dürfen die Nachbarn nicht belästigen. Deshalb wird der Kochdunst durch alle Etagen weit über das Dach hinaus abgesogen.
Wie das funktioniert, soll ab Montag getestet werden. Dann wird es die ersten Probeläufe zum Mittagessen geben, zu denen geladene Gäste gebeten sind. „Wir müssen die Abläufe noch trainieren”, sagte agilio-Geschäftsführer Dieter Peters. Das Kern-Personal dafür steht aber schon bereit. Joachim Stelling ist als Restaurant-Leiter eingestellt, er arbeitete zuvor jahrelang im Jugendgästehaus in Papenburg, wo auch Jugendliche mit Vermittlungshemmnissen ausgebildet werden. Im „Leckerpott”, das ausdrücklich ein Inklusionsbetrieb werden soll, werden ebenfalls Menschen mit Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden, mitarbeiten. Acht Fachkräfte für die Küche und das Restaurant sind bereits gefunden, davon ein Koch mit einer Schwerbehinderung und eine Helferin, die nicht dem gängigen Größenniveau entspricht. Bis auf 16 Mitarbeiter soll noch aufgestockt werden, der Kern sich aber zunächst langsam einspielen.
Ab Mittwoch für alle Kunden offen
Die Speisekarte steht im Übrigen schon: sieben Mal die Woche Frühstücksbüffet (am Wochenende etwas größer), vier verschiedene Mittagsgerichte (davon immer ein „Leckerpott”-Eintopf, Fisch, Fleisch und vegetarisch) mit regionalen und ostfriesischen Gerichten, eine kleine Abendkarte mit Tagessuppe, Salat und selbst gebackenem Brot. Alles auch zum Außer-Haus-Verkauf am „Kiosk”, für den noch ein passender Namen gesucht wird.
Und während jetzt der Feinschliff im Restaurant mit Endreinigung, Einrichtung und Dekoration - alles mit original maritimen Objekten wie einer Gallionsfigur - geht es auch mit dem Innenausbau in den oberen Etagen weiter. Agilio hat zwei Büro-Etagen gemietet und wird ihren Sitz komplett vom EGZ an den Delft verlegen. Der Umzug ist nach Ostern geplant. Vorher aber wird der „Leckerpott” peu à peu eröffnet. Ab Mittwoch für alle. Von Stephanie Schuurman
@ Emder Zeitung vom 02. April 2019, Bild: Eric Hasseler
Autismus: Am Dienstag ist Welt-Autismus-Tag. Im Interview erzählt Erwin Dahlweg, Leiter des Emder Autismus-Therapiezentrums, was Autismus ist und wie die Therapie heute aussieht. Außerdem hat die Emder Zeitung Adrian Duncker an seinem Arbeitsplatz besucht. Der junge Emder ist Autist und erzählt, wie er im Leben damit zurecht kommt.
Kurzporträt: Adrian Duncker aus Emden
Mittlerweile kommt er im Leben ganz gut zurecht, sagt Adrian Duncker. Das verdankt der 29-Jährige vor allem seiner Therapie, wie er sagt. Denn der junge Emder ist Autist. Mit der Emder Zeitung sprach er über sein Leben und wie ihm die Therapie im Alltag hilft.
Zwei Jahre und zwei Monate sind es nun, die Adrian Duncker in Therapie ist. Das Autismus-Therapiezentrum Emden begleitet ihn seit dieser Zeit und hilft ihm im Alltag, erzählt der junge Mann. Und diesen Alltag kann er auch ganz gut meistern. So arbeitet er als Büroangestellter in der Verwaltung von agilio. „Die Arbeit macht mir Spaß, wir haben ein tolles Team”, sagt Duncker. Der junge Emder hat auch eine eigene Wohnung, in der er gut zurecht kommt. Das alles ist dank einer Einzeltherapie und zusätzlicher Unterstützung von agilio möglich, erzählt er.
In der Einzeltherapie hat er gelernt, neue Perspektiven zu erkennen und in Situationen selbst zu entscheiden, was er tun möchte. denn das sind gerade die Problempunkte, die Autisten im Alltag einschränken. Das alles hat er vor allem in der gesprächstherapeutischen Unterstützung und in der Verhaltenstherapie trainieren können.
„Ich habe mir selber immer sehr viel Stress gemacht, das hat mich dann auch einfach überfordert”, sagt Adrian Duncker. Dank der Therapie kann er sich jetzt davon lösen. Ist flexibel geworden und hat sich insgesamt stark gewandelt, wie er sagt. Außerdem kann er jetzt Dinge auch bewerten, sie wertschätzen. „Die negative Erwartungshaltung von früher ist weg”, sagt er und ergänzt „Heute . Das hänge auch an seiner entwickelten Eigenmotivation, meint Therapeut Erwin Dahlweg. Das Ziel sei es, dass der Therapeut schließlich überflüssig wird und sich Adrian Duncker eigenständig im Alltag bewähren kann, betonte Dahlweg.
Und das passiert in der Zeit, die er tatsächlich auch braucht. Einen straffen Zeitplan gibt es nicht. „Ich kann das in meiner eigenen Geschwindigkeit lernen”, erzählt Duncker. Seit der Therapie ginge es ihm viel besser, sagt er. Auch sei er über seinen Arbeitsplatz sehr dankbar. „Ich kann mich da entfalten. Es ist echt schön, dass das so möglich ist”, sagt er und strahlt. Eine Sonderseite von Jens Tammen.
@ Emder Zeitung vom 30.März 2019, Bild: Jens Tammen
Zweites Emder Repair-Café lief noch besser als die Premiere im Januar
Emden. Schon das erste Emder Repair-Café im Januar hatte gut eingeschlagen. Damals kamen während der vierstündigen Reparaturzeit insgesamt 38 „Kunden” mit Haushalts- und anderen Geräten, die zwar defekt, aber noch nicht kaputt genug zum Wegwerfen waren. Beim zweiten Repair-Café an diesem Samstag lief es noch besser. Da hatten sich allein schon in der ersten Stunde 29 Besucher zu Agilio in die Brückstraße aufgemacht und am Eingang bei Anna Gerritzen von der Hochschule Emden/Leer mit ihrem Anliegen registrieren lassen.
Und laufend kamen neue Besucher. Mit Handmixern unterm Arm, bei denen das Kabel lose war. Mit Staubsaugern, bei denen der Schlauch neu angeklebt werden musste. Mit Kochtöpfen, bei denen die Griffe nicht mehr hielten. Sie alle bekamen eine Laufnummer, einen Tipp, welcher der zehn Reparateure ihnen wohl am besten helfen könne und den Hinweis, dass es aber nur eine begrenzte Haftung gibt, weil das Ganze nun einmal ehrenamtlich und kostenlos ist.
Aber das war für die „Kunden” total in Ordnung. Den meisten erschien es wichtiger, dass sich überhaupt noch mal jemand an der Rettung versucht. So wie bei der alten Pfaff-Nähmaschine, deren Kondensator kaputt war. Das nötige Ersatzteil ist aus dem Firmensortiment längst aussortiert. „Wir haben es jetzt erst einmal mit neueren Kondensatoren versucht, aber deren Baumaß ist zu groß”, erläuterte Reparateur Ulrich Kleinhans. „Nun schauen wir im Internet nach, ob wir dort noch einen Kondensator mit den nötigen 30 Jahren auf dem Buckel finden.”
Derweil hatte Daniel Strohbach schon wieder den 3-D-Drucker angeworfen, um kleinere Ersatzteile aus Kunststoff nachzubilden, die einen kleinen Kinderlocher wieder lochen lassen und den schon erwähnten Kochtopf wieder greifbar machen sollten.
„Erstmals bieten wir auch die Reparatur von Fahrrädern an”, ergänzte Jann Gerdes (Stadt Emden) stolz. Die nahm gerade Alfred Kieselbach in Anspruch. Bei seinem Mountainbike mussten die Gänge eingestellt werden. „Ich habe überhaupt kein technisches Verständnis”, gab er zu. Aber dafür gab es ja Hanno Stromann, der im Alltag Lehrer für Metalltechnik an den BBS II ist.
Drinnen zeigte sich Sabine Semken vom Verein „Das Boot” (neben Agilio, Hochschule, Stadt und reformierter Kirche Mitinitiator) begeistert davon, dass manche Besucher unter Anleitung sogar selbst mittüftelten. Wer das nicht wollte oder warten musste, konnte die Zeit bei kostenlosem Kaffee und Kuchen überbrücken. gwo
Das nächste Repair-Café findet am Samstag, 18. Mai, von 13 bis 17 Uhr bei Agilio (Brückstraße) statt.
@ Emder Zeitung vom 18. März 2019, Bild: E. Hasseler
In der Brückstraße hatte das Emder Repair-Café Premiere. Die Tüftler schraubten, hämmerten und löteten fast pausenlos.
Emden. Erwachsene kennen das Ding als Höllenmaschine. Für den vierjährigen Mattes aber ist er bestimmt eines der besten Stücke aus seiner Spielzeugsammlung. Sonst hätte er ihn ja auch nicht mitgebracht, den kunterbunten Kinder-Kassettenrekorder mit angehängtem Mikrofon. Das ultimative Einstiegsmodell in die Welt der Soundsysteme ist kaputt. Tilman Neune, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Elektrotechnik der Hochschule, soll es reparieren. Wird er es schaffen?
Um Neune und seinen kleinen „Kunden” ist großes Gewusel. Menschen strömen herein, tragen Gerätschaften in Tüten, Kartons oder unterm Arm. Das erste Emder Repair-Café hat Premiere in den Räumen von Agilio in der Brückstraße. Die so simpel wie genial anmutende Idee, vermeintlich irreparable Dinge ehrenamtlich wieder instandzusetzen, um der Wegwerfgesellschaft etwas entgegenzusetzen, finden offensichtlich viele Emder bestechend.
Rund 40 Reparateure zählt der Repair-Pool der Organisatoren inzwischen. Und ein gutes Drittel von ihnen sitzt an diesem Samstag vier Stunden lang an den bereitgestellten Tischen - und an einem Computer, um verschollene Schaltpläne oder Bedienungsanleitungen ausfindig zu machen. Schraubendreher, Seitenschneider, Kombizangen, Heißluftpistolen liegen herum. Manchmal fehlt etwas. Ein Problem ist das nicht. „Wer braucht noch 'was? Soll mein Mann noch etwas von zu Hause mitbringen?”, ruft eine Frau in den Raum.
Unter den Bastlern sind ausgewiesene Fachleute wie der Radio- und Fernsehtechniker Heinz Hugen, aber auch Menschen, die ein Faible für technische Probleme und deren Lösungen haben, wie Hochschul-Professor Klaus Scharfenberg.
Heinz Hugen lässt das Lötgerät kräftig dampfen. Kontaktherstellung ist das A und O, wenn der Strom wieder fließen soll. Hugens „Patient” ist die defekte Leuchte eines Badezimmer-Spiegelschranks. Ein kleiner Verbindungsstecker ist durchgeschmort und das Drumherum gleich mit. Improvisation ist gefragt, denn die kaputten Zubehörteile gibt es nicht mehr.
Walter Lennartz, aus dessen Bad die Leuchte stammt, hat sich vorher erkundigt: „Das sind Zukaufteile, und die gibt es nicht mehr, hat mir der Hersteller des Spiegelschranks mitgeteilt.” Wollte Lennartz also wieder einen komplett beleuchteten Schrank haben, müsste er sich einen neuen kaufen. Hugens Lösung: Unterstützt vom früheren Fertigungschef der Nordseewerke, Wolfgang Hildebrandt, verbindet er die beiden Kabel direkt mit der Halogenlampe, stülpt einen Schrumpfschlauch darüber, der sich durch Heißluft eng an Kabel und Lampenkontakte schmiegt. Die Konstruktion ist zwar nicht perfekt, räumt Hugen ein, weil die Lampe nicht mehr ganz in die Fassung passt. „Aber es sollte wieder funktionieren.” Walter Lennartz ist zufrieden: „Wunderbar!” Auch seine drahtlose Computermaus wird er später voll funktionstüchtig wieder mitnehmen. Da mussten nur die Kontakte gereinigt werden. Ein Klacks.
Wesentlich widerspenstiger dagegen gebärdet sich ein Aktenvernichter vom Verein „Das Boot”, einem der Mitorganisatoren. Das Schnitzelwerk läuft nur noch rückwärts, zieht also kein Papier mehr ein. Klaus Scharfenberg hat es fast geschafft. Der Deckel des Geräts hängt nur noch an einer Stelle fest. Ein unsichtbarer Haken? Eine versteckte Klemme oder Schraube? Bleibt am Ende brachiale Gewalt das einzige Mittel? Der hellgraue Kasten wird wiederholt gewendet und von allen Seiten untersucht. Der Reparateur fährt mit dem Finger über ein Klebeschild an der Unterseite. „Da ist sie!” Das Schild verdeckt die entscheidende Schraube. Also Deckel ab und das Schnitzelwerk mit der Pinzette von den verstopfenden Papierresten befreien. Fertig! Der Papier- und Datenschredder ist wieder bereit und Sabine Semken von „Das Boot” glücklich. „Super!”
Super finden Semken und Jann Gerdes (Stadt Emden) auch den Start des Repair-Cafés in Emden. Seite an Seite mit drei weiteren Partnern - Agilio, evangelisch-reformierte Gemeinde, Hochschule Emden/Leer - haben sie den Auftakt organisiert. Dazu gehören auch Kaffee und Kuchen, womit Besucher und Tüftler in einem Nebenraum versorgt werden.
Gerdes schätzt die Reparatur-Erfolgsquote an diesem Nachmittag auf 70 Prozent. Mehr als zwei Drittel der ursprünglich kaputten Teile versehen weiter ihren Dienst. Das ist ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens, der hinter der mittlerweile internationalen, in den Niederlanden ins Leben gerufenen Aktion steckt.
„Was die Sache so reizvoll macht, sind die verschiedenen Aufgaben, mit denen wir es zu tun haben”, sagt Heinz Hugen und fährt mal kurz nach Hause, um Holzleim und eine Schraubzwinge zu holen. Wolfgang Hildebrandt bereitet derweil eine aus dem Leim gegangene Fußbank vor.
Und der Kinder-Kassettenrekorder? „Dafür wird ein Ersatzteil benötigt”, sagt Tilman Neune. Das Problem sitzt an der Steckerbuchse für das Netzteil. Mattes stimmt das nicht besonders traurig. Er baut sich stattdessen am Rande des Trubels seine kleine Legowelt. Und es besteht ja noch Hoffnung für seine „Höllenmaschine”. Von Axel Milkert
Nächstes Repair-Café: Samstag, 16. März.
@ Emder Zeitung vom 21. Januar 2019, Bild: Axel Milkert
Veranstaltung erfährt Riesen-Unterstützung. Auftakt am 19. Januar bei agilio.
Von Lars Möller
Emden. Premiere für das Emder Repair-Café: Die Veranstaltung, zu der man kaputte Gegenstände und Geräte mitbringen und mit Unterstützung von geschickten Tüftlern selbst reparieren kann, findet am Sonnabend, 19. Januar, zum ersten Mal statt (13 bis 17 Uhr in der Brückstraße 27). Das steht nun definitiv fest. In einem Pressegespräch informierten die Veranstalter - der Verein „Das Boot”, die gemeinnützige Gesellschaft agilio, die evangelisch-reformierte Gemeinde Emden und die Hochschule Emden/Leer sowie die Stadt - gestern darüber, dass das Emder Repair-Café genügend Unterstützer gefunden hat. Tatsächlich sind es nicht nur genügend, sondern viel mehr als erwartet. Rund 34 Freiwillige meldeten sich nach zwei Auftakt-Treffen Ende vergangenen Jahres. Rund 30 davon werden Gästen des Repair-Cafés als Reparateure unter die Arme greifen, wenn es darum geht, den alten Toaster wieder zum Glühen zu bringen oder die Lieblings-Socken zu stopfen. Ein paar Helfer werden die Besucher mit Kaffee und Kuchen bewirten.
Von der großen Zahl der Freiwilligen, die mitmachen wollen, waren die Veranstalter fast schon überwältigt. „Für so viele Leute hatten wir nicht eingedeckt”, sagte Jan Gerdes, der bei der Stadt Emden für den Bereich Klimaschutz zuständig ist, mit Blick auf eines der hervorragend besuchten Planungs-Treffen. Viele der Helfer haben in handwerklichen Berufen gearbeitet - von Mechanikern und Heizungsbaumeistern über Experten für Holz, Kunststoff, Schuhe und Textilien bis zu Fachleuten für Elektrisches und Computer ist eine breite Palette an Kompetenz vorhanden. Die Faustregel für das Repair-Café lautet dabei: Alles, was (alleine) getragen werden kann - nein, dazu zählen keine Waschmaschinen- darf mitgebracht werden. Nur Fahrräder können zumindest beim ersten Mal noch nicht repariert werden. Gegen die Reparatur-Hilfe sowie Kaffee und Kuchen wird eine kleine Spende verlangt.
Das Emder Repair-Café soll zunächst alle zwei Monate stattfinden (19. Januar, 16. März, 18. Mai, jeweils bei agilio in der Brückstraße). Wird es gut angenommen, könnte es anschließend in kürzeren Abständen veranstaltet werden.
@ Emder Zeitung vom 11. Januar 2019, Bild: E. Hasseler
Gastronomie Inklusions-Betrieb am Delft schafft 14 Arbeitsplätze / Eröffnung ist für 1. April geplant
Von Gordon Päschel
Am Delft in Emden entsteht auf 512 Quadratmetern ein neuer Inklusionsbetrieb: der „Leckerpott“. Mit dem Restaurant-Café betritt die Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistung in Ostfriesland wirtschaftliches Neuland – und geht ein hohes Risiko ein.
Emden - Im Erdgeschoss kreischt eine Säge, im zweiten Stock haben Handwerker für ihre Arbeit die Musikanlage aufgedreht. Ein wummernder Bass treibt zwei Maler an: Seit September wird das Gebäude neben der Emder Sparkasse am Delft kernsaniert. Bauherr ist das Sparkasse-Tochterunternehmen Emder Bau und Boden (EBB). Ausgelöst aber hat die Aktivität die Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistung in Ostfriesland (Agilio). Sie möchte dort ein neues großes Restaurant-Café eröffnen – als Inklusionsbetrieb „Leckerpott“. Am 1. April soll es losgehen – „wenn alles glatt geht“, wie Dieter Peters sagt.
Peters ist Agilio-Geschäftsführer. Die Investition am Delft beziffert er ausweichend auf „mehrere Hunderttausend Euro“. Es sei das „mit Abstand größte“ wirtschaftliche Wagnis, das Agilio eingeht. Auf zwei Stockwerken plus Keller mit insgesamt 512 Quadratmetern entstehen im ersten Schritt 14 Arbeitsplätze.
Der Aufwand ist enorm: Um barrierefrei in die oberen Etagen kommen zu können, wird ein neuer Fahrstuhl eingebaut. Die Fassade ist auf den ersten Metern runderneuert und geklinkert worden. Später sollen in den oberen Stockwerken die weißen Fensterrahmen ersetzt werden. Wer im Restaurant sitzt, hat einen freien Blick auf das Wasser, auf Schiffe und das Rathaus.
Konzeptionell setzt Agilio sowohl auf hungrige Laufkundschaft und Restaurantgäste als auch Seminargruppen. Im Erdgeschoss, in dem die Fensterfront an schönen Tagen weit geöffnet werden soll, sind eine Art Kiosk und ein Stehimbiss geplant. Die Gastronomieflächen im Inneren sind flexibel und dienen tagsüber als Frühstücksraum, Café und Restaurant für den Mittagstisch. Abends könne das Lokal samt Catering gebucht werden. „Wir verzichten auf eine Abendkarte“, erläutert Peters.
Im Gegensatz zu den bisherigen Agilio-Projekten wie dem Café in den Pelzerhäusern und dem Hafenbistro, die als sozialer Zweckbetrieb geführt werde, wird das neue Restaurant-Café ein Inklusionsbetrieb werden. Die Hälfte der zunächst 14 Mitarbeiter sollen Angestellte sein, die es auf dem freien Arbeitsmarkt schwer hätten: Es sind Menschen mit Schwerbehinderungen, die zusätzlich ein „Vermittlungshemmnis“ haben, wie es im Bürokratendeutsch heißt. Peters nennt die drei Hauptgründe: „Langzeitarbeitslosigkeit, eine psychische Erkrankung oder ein hohes Alter.“ Das Land fördert den Betrieb laut Peters sowohl mit einem einmaligen Investitionszuschuss als auch mit einem fortlaufenden Lohnkostenzuschuss.
Damit der „Leckerpott“, wie geplant, am 1. April eröffnen kann, sollen in den nächsten Tagen und Wochen die Stellen ausgeschrieben und besetzt werden.
@ Ostfriesen Zeitung vom 08. Januar 2019, Bild: G. Päschel
Kein Gedränge: Trotzdem kamen Leute, die das kleine Besondere abseits des Glühwein-Rummels suchten.
Von Gaby Wolf
Emden. Regen und Wind haben dem „Advent am Rathausbogen”,dem kleinen Budenzauber in der Brückstraße, ganz schön den Auftakt vermiest.Schon am frühen Freitagabend schwemmte das Wetter nach der Eröffnung einiges an möglichen Besuchern weg.Trotzdem gab es sie: die Menschen, die abseits vom großen Glühwein-Rummel das kleine Besondere suchten - und vor dem Landesmuseum auch fanden. Am Samstag zum Beispiel in den Klappkarten, die Ute Dirks aus sorgsam ausgestanzten Silhouetten und Figuren zusammengefügt hatte. Oder in den zauberhaften Keramiken von Susanne Strohdiek: Meisenknödel-Dächer, Tisch-Fliegenpilze, lustige Türmchenhäuser, Gartenstecker. Gutestun konnte man mit dem Kauf von Unicef-Karten. Woanders gab es dekorative Betonarbeiten oder Poffertjes.
Ein dankbares Publikum fand der Posaunenchor der Johannesgemeinde, der seine weihnachtlichen Kirchenlieder wegen der Feuchtigkeit aber lieber im Foyer des Landesmuseums darbot. Museumsdirektor Wolfgang Jahn und seine Mitarbeiter schoben einfach ein paar der großen Glastüren auf - schon schallte es erhaben in die Brückstraße hinein.
Zuvor hatte um 11 Uhr schon Michael Schunk Live-Musik erklingen lassen. Der Organist brachte vom Glockenspiel im Rathausturm herab ein sehr „artenreiches” Weihnachtspotpourri zu Gehör: vom klassischen Adventslied über Rolf Zuckowskis „Weihnachtsbäckerei” bis hin zu „Rudolph, the red-nosed Reindeer”.Da waren die Knusperhäuschen-Designer Merle, Mette und Lennart, die unter der Anleitung von Sabrina Nikolić und Ilse Frerichs in der Kinderwerkstatt des Museums bastelten, aber schon längst mit ihren Werken fertig.
Die Buden am Rathausbogen öffnen noch einmal von 14. bis 16. Dezember, 11 bis 18 Uhr.
@ Emder Zeitung vom 10. Dezember 2019, Bild: M. Klingenberg
„Advent am Rathausbogen” diesmal nur am zweiten und dritten Adventswochenende
Von Gaby Wolf
Emden. Ab Freitag bekommt der „Engelkemarkt” im Stadtgarten wieder Gesellschaft durch den „Advent am Rathausbogen”. Der kleine Budenzauber in der Brückstraße, den die Werbegemeinschaft Rathaus-Karree, das Ostfriesische Landesmuseum und die Agilio gGmbH schon zum neunten Mal veranstalten, soll zwischen dem 7. und 16. Dezember eine handgemachte Ergänzung zum Glühwein-Trubel jenseits des Rathausbogens bieten.
Allerdings werden die sechs Buden nicht durchgängig während der ganzen zehn Tage geöffnet haben, sondern diesmal nur an den beiden Wochenenden des zweiten und dritten Advents - jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. „Denn viele unserer Beschicker machen das ehrenamtlich und als Hobby neben dem Beruf”, erklärten Wolfgang Höfer und Gerhard Teerling vom Rathaus-Karree.
14 Aussteller - darunter einige neue - wechseln sich in den Hütten ab. Das Angebot ist vielfältig, betonte Maike Klingenberg (Agilio): „Wir haben Metall- und Schmiedearbeiten, Objekte aus Beton, Papier, Karton, Textil, Holz und Glas, Malereien und viel Selbstgebackenes.” Um die Koordination hat sich Susanne Strohdiek gekümmert, die selbst mit Keramik vertreten ist. Auch die IGS ist dabei. Das um Hochschulstudenten verstärkte Unicef-Team verkauft Weihnachtskarten für Kinder in Not. Agilio sorgt für Glühwein, Bratwurst und Poffertjes und backt einen Riesenstollen, der scheibchenweise zugunsten ambulanter Wohnformen für Schwerbehinderte verkauft wird.
Ein buntes Weihnachtssortiment findet sich auch im „Dat Mundjevull” (Brückstraße 23.) Die Läden der Brückstraße öffnen an den Adventssamstagen bis 18 Uhr. Es gibt Stockbrotbacken für Kinder, Nachmittags-Aktionen - und schon einmal folgende Sondertermine:
Freitag, 7. Dezember: Um 17 Uhr wird der kleine Budenzauber vor dem Landesmuseum von Bürgermeisterin Doris Kruse eröffnet. Musik: Kinderchor Karotte der Grundschule am Wall und Bläsergruppe der Musischen Akademie.
Samstag, 8. Dezember: Um 10 Uhr gibt es im Ostfriesischen Landesmuseum eine Kinder-Adventswerkstatt mit Knusperhäuschen-Bau im Foyer. Von 11 bis 18 Uhr bieten Ehrenamtliche der Initiative Nettwark Emden und Hinte in der Bückstraße 27 (Agilio) Grußkarten, Holzarbeiten und Fadenbilder an und informieren über ihre Alltagshilfen für Senioren. Um 11.15 Uhr spielt auf dem Rathausvorplatz der Posaunenchor der Johannesgemeinde. Um 12 Uhr werden im Landesmuseum Weihnachtskarten mit Blattgold, Buntpapier und Strohsternen gebastelt, und es gibt Gesang vom Chor Hintermezzo.
@ Emder Zeitung vom 04.Dezember 2018, Bild: E. Hasseler
Dabei können selbst mitgebrachte Gegenstände unter Anleitung repariert werden
Emden. Mit Schraubenzieher und Lötkolben gegen die Wegwerf-Gesellschaft: So lautet - grob zusammengefasst - der Plan einer Gruppe von Akteuren, die ab Januar regelmäßig ein Repair-Café in Emden stattfinden lassen will. Dabei sollen in den Räumen von Agilio in der Brückstraße alle zwei Monate Emder mit ihren defekten Geräten und kaputten Gegenständen mit ehrenamtlichen Helfern zusammenkommen. Gemeinsam wird dann versucht, den alten Toaster wieder zum Glühen zu bringen, die löchrigen Socken zu stopfen oder das alte Fahrrad wieder auf Vordermann zu bringen. Auch die Wiederverwertung von Materialien für einen anderen Zweck (Upcycling) soll dort praktiziert werden.
Die beteiligten Akteure sind neben Agilio: die Hochschule Emden-Leer, die Stadt, der Verein „Das Boot” und die reformierte Gemeinde Emden. Sie alle fühlen sich dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet und unterstützen das Projekt mit ihren Mitteln. Agilio stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, „Das Boot” kennt sich mit dem Upcycling aus, das „FabLab” (Fabrikationslabor) der Hochschule bringt das nötige Werkzeug und einige geschickte Handwerker mit, die Stadt hilft bei Organisation und Koordination und im reformierten Gemeindehaus in Constantia findet eine Auftaktveranstaltung statt, die den Startschuss für das Emder Repair-Café geben soll.
Auf dieser Veranstaltung, zu der am Freitag, 2. November, um 17 Uhr jeder willkommen ist, wird es zwei Referenten geben. Stefan Schridde ist Autor („Murks? Nein danke!”) und beschäftigt sich mit der geplanten Obsoleszenz, also der gezielt verkürzten Lebensdauer von Produkten. Mit ordentlich Polemik gewürzt stellt er die Frage: Hat der Kampf um die höchsten Gewinne dazu geführt, dass nur noch für die Mülltonne produziert wird?
Einen Bericht aus der Praxis wird Barthel Pester liefern. Er gehört zu den Mitveranstaltern des Repair-Cafés Oldenburg. Anschließend ist eine Diskussion geplant, es soll aber auch in die konkrete Planung eingestiegen werden. Die Initiatoren des Repair-Cafés Emden hoffen auf weitere Unterstützung. Willkommen sind zum Beispiel weitere Ehrenamtliche, die Lust haben, beim Reparieren zu helfen und ihr Wissen weiterzugeben. Von Lars Möller
@ Emder Zeitung vom 24. Oktober 2018, Bild: Lars Möller
Wo wird der meiste Kakao produziert und wo wird er verbraucht? Wie geht Emden mit seiner Kolonialgeschichte um? Das sind nur zwei Themen, die am Samstag bei der Aktion "Faire Brückstraße" zur Sprache kamen. Dort stellten sich nicht nur die Einzelhändler vor, es gab es auch eine Menge zu lernen, beispielsweise am Stand der Hochschule. Dort machten auch Jasper und Thore Scheumann in lustigen Bananenkostümen darauf aufmerksam, dass nur eine von zehn in Deutschland gehandelten Bananen aus fairem Handel stammt.
Die Aktion ist Teil der "Fairen Woche", die noch bis Freitag läuft.
@ Emder Zeitung vom 24. September 2018, Bild: Norbert Schnorrenberg
Neue Ausstellung mit 50 bis 60 Werken eröffnet am Freitag in den Pelzerhäusern
Von Lars Möller
Emden. Moderne Kunst in geschichtsträchtigen Räumen - dieser Kontrast hat sich bei Ausstellungen in den Pelzerhäusern schon in der Vergangenheit bewährt. Auch der Berufsverband Bildender Künstler (bbk) Ostfrieslands setzt auf die besondere Atmosphäre in den historischen Emder Gebäuden.
Am Freitag eröffnet dort die zweite Ausstellung der Gruppe. Sie ist bis zum 2. Dezember zu sehen und umfasst 50 bis 60 Werke. „Das sind ungefähr 70 laufende Meter Kunst”, sagte Maike Klingenberg von agilio. Das gemeinnützige Unternehmen betreibt das Kulturcafé im Pelzerhaus. „Es wäre schade, wenn die schönen Räume leer stehen würden. Deshalb sind wir immer an Ausstellungen interessiert. Es sind auch bereits weitere in Planung”, so Klingenberg.
Auch der bbk Ostfrieslands ist nicht zum ersten Mal in den Pelzerhäusern. Bereits von Mitte März bis Mitte Juni hatte er ausgestellt und war mit der Resonanz zufrieden. Diesmal zeigen die sechs Künstler Hartmut Bless (Großefehn), Alfred Kaufner (Leer), Michael Guinand (Norden), Wan-Yen Hsieh (Norden), Michael Becker (Potshausen) und Elisabeth Tatenberg (Weener) ihre Werke.
Die Arbeiten stellen einen Querschnitt durch verschiedene Techniken dar. Mal wurde mit Acryl- und Ölfarben gearbeitet, dann wieder mit Glaspartikeln und Pigmenten auf Leinwand. Malereien und Installationen haben verschiedene Themen. Hier sind abstrakte Landschaften zu erkennen, dort geht es ums Licht oder soziale Kritik. Hier wird mit bunten Farben gearbeitet, dort dominieren Schwarz und Weiß. Vertreten sind Stilrichtungen wie Konstruktivismus und Minimalismus.
Betrachter können ihre Gedanken fließen lassen und gegebenenfalls auch ihren Geldbeutel öffnen. Denn es handelt sich um eine Verkaufsausstellung. Das heißt: Alle Werke können käuflich erworben werden. Dafür ist der Eintritt frei. Wer eines oder mehrere der Werke haben möchte, muss allerdings zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro bezahlen. Für ein ausgestelltes Triptychon werden sogar 19 000 Euro aufgerufen.
Ausstellungen in den Pelzerhäusern haben eine lange Tradition. Als das Landesmuseum noch für die Häuser zuständig war, wurde immer wieder Kunst präsentiert. Die Künstler des bbk reizen „die Vielfältigkeit der Raumzuschnitte und die historischen Baumaterialien, die viele interessante Hänge- und Stellmöglichkeiten bieten”.
@ Emder Zeitung vom 12. September 2018, Bild: Lars Möller
Erst sah es gar nicht nach einem Abendessen draußen und in Weiß in der Brückstraße aus. Doch passend zum Abendessenstermin klarte es auf und die Sonne ließ sich blicken. Eingedeckt mit weißen Lilien und anderen hübschen Dekorationen setzten sich über 30 Gäste an die Tafel, um gemeinsam am Dinner in Weiß teilzunehmen. Jeder brachte etwas mit, und jeder probierte von jedem. „Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter”, sagte Dieter Peters von agilio. Schon gestern Abend stand bei den Organisatoren - es sind vorwiegend einige Geschäftsinhaber der Straße - fest, dass das Dinner 2019 zum dritten Mal stattfinden wird.
@ Emder Zeitung vom 08. September 2018, Bild: Eric Hasseler
Birgit Honé besuchte gestern das Ökowerk
Emden. Besuch aus Hannover hat gestern das Ökowerk erhalten. Birgit Honé, Landesministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, nahm sich drei Stunden Zeit, um sich über die dort gerade laufenden EU-Projekte zu informieren.
Neben dem Bienenschutzprojekt „B-Rhapsody” schaute sie sich die Düngemittelversuche für das Salzwiesen-Projekt „SalFar” an. Bei diesem Projekt, das eine neue Art von Landwirtschaft und Wertschöpfungsketten im Zeichen des Klimawandels erprobt, kooperiert das Ökowerk mit Partnern aus den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen und Großbritannien. Für Honé war daher auch wichtig, zu hören, wie diese Zusammenarbeit in der Praxis klappt.
Was kulinarisch dabei herauskommen kann, bekam sie in Form von Häppchen, Quiche und Suppe mit Queller und Herzblattsalat zu kosten, zubereitet von Agilio. Honé war begeistert und würde Ökowerk und Agilio gern mit einem Stand beim Europatag 2019 in Berlin sehen, wo regionale EU-Projekte präsentiert werden. gwo
@ Emder Zeitung, 01. September 2018, Bild: Eric Hasseler
Ferienbetreuung an der Hochschule kam wieder gut an
Emden. 36 Jungen und Mädchen haben in diesem Jahr durch die Ferienbetreuung der Stadt Emden die Hochschule Emden/Leer kennengelernt. Die agilio gGmbH und die Stadt Emden kooperieren in diesem Rahmen bereits seit sechs Jahren mit der Hochschule.
Drei Wochen lang gab es für die Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren wieder ein umfangreiches, kreatives Angebot. Unter pädagogischer Begleitung und Betreuung durch agilio konnten die kleinen Forscherinnen und Entdecker spielen, löten, ein Hörspiel aufnehmen, mit Farben und Solarbooten experimentieren und vieles mehr. Auch diesmal wechselten sich Aktionen in der Hochschule und im Familien- und Nachbarschaftszentrum Constantia-Treff ab.
„Alle Beteiligten hatten wieder viel Spaß“, sagte Anna Oevermann vom Familienservice der Hochschule. Für die Studierenden und Beschäftigten leiste die Ferienbetreuung einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf/Studium und Familie. Durch die engagierte Betreuung von agilio und die gute Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Kinder und Familien der Stadt Emden habe man so wieder zu einem hochwertigen Ferienbetreuungsangebot in Emden beitragen können. Darüber hinaus bietet agilio ein Angebot der Ferienbetreuung in der Brückstraße 27, das ebenfalls viele tolle Attraktionen bereithalte.
Die Ferienbetreuung für schulpflichtige Kinder wird seit vielen Jahren von der Stadt Emden in Kooperation mit unterschiedlichen Institutionen angeboten. „Die Ferienbetreuung ist für berufstätige Eltern mittlerweile zu einer verlässlichen Instanz geworden. Und auch ihre Kinder profitieren von diesem Angebot”, sagte Ilka Gerdes von agilio, „denn neben der verdienten Verschnaufpause vom Schulalltag bekommen sie Raum sich kreativ zu entfalten und das nicht alleine, sondern unter Gleichgesinnten.” red
@ Emder Zeitung, 04. August 2018, Bild: HS Emden / Leer
Monday, June 11, 2018 - Published by Dorte Storper
Baked goat cheese with sea buckthorn jam, beef roulades stuffed with seaweed, "North Sea" fish pot with saltwort and cochlearia.
These were just a few of the dishes that were on the menu during a culinary event that was arranged to raise awareness about SalFar and thereby the problem of increasing salinization. The common denominator for all the dishes on the menu was the inclusion of halophytes, which are plants adapted to growing in saline conditions, such as in a salt marsh.
The event was organised by the Foundation Ökowerk Emden in cooperation with Agilio, which is a non-profit organization whose mission is to promote the social participation of people with disabilities and to strengthen their self-determination and individuality.
The event, which took place on 25 May 2018, was a great success. 20 people participated in the dinner during which they were informed about SalFar and the objectives of the project.
http://northsearegion.eu/salfar/news/dinner-is-served/
Emden. Ob es ein Fluch oder Segen ist, das mag jeder selbst entscheiden. Ein Fakt ist es aber allemal: Nach den Osterfeiertagen bleiben zahlreiche hart gekochte Eier übrig. Aber was damit tun? Jeden Tag dasselbe essen ist langweilig. Deswegen hat die Emder Zeitung vier Köche aus Emden nach ihren Rezepten gefragt, um auf dem Esstisch für Abwechslung zu sorgen.
Die Klassiker benötigen meist nicht einmal einen großen Aufwand: „Vieles ist eben schnell gemacht”, sagt Ute Lammers von Agilio. Sie ist verantwortlich für die Gastronomie-Abteilung des Unternehmens. Ihr fallen sogar auf Anhieb so viele Rezepte ein, dass sich damit vermutlich problemlos ein Kochbuch füllen lassen würde. Eiersalat, Curry-Ei, Eier-Dressing, Eier in Senfsoße... das Repertoire reicht allemal für eine ganze Menge übrig gebliebene Ostereier.
Gerade die Eier in Senfsoße, so Lammers, seien keine große Arbeit. Butter und Sahne vermengen, aufkochen und würzen, den Senf unterrühren und fertig. Schnell, einfach, lecker - so geht es mit vielen Rezepten der Emder Köche.
Zutaten: Gekochte Eier, 20 g Butter, Rapsöl, 500 ml Sahne (15 %), mittelscharfer oder süßer Senf, Salz, Pfeffer, Zucker, Spinat, Kartoffeln.
Zubereitung:
Die Butter mit der Sahne erhitzen und aufkochen.
Den Senf unter die Soße rühren und mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen.
Die hart gekochten Eier in die Soße legen oder damit übergießen.
Dazu Kartoffeln mit Spinat oder Reis servieren. Ute Lammers, Agilio Emden
@ Emder Zeitung, 3. April 2018, Bild: Patrick van Hove
Agilio will ersten Inklusionsbetrieb einrichten / EBB investiert hohen sechsstelligen Betrag für Umbau
Emden. Nach zweieinhalb Jahren Leerstand in der Sparkassenzeile am Delft kommt jetzt Leben in die Räumlichkeiten, die zuletzt ein Bernsteinmuseum, davor lange Jahre ein Fitnesscenter und noch davor die Kneipen Wicküler am Delft und Purzelbaum beherbergt haben. Die Arbeitsgemeinschaft für integrative Leistungen in Ostfriesland (Agilio) will dort den ersten gastronomischen Inklusionsbetrieb in der Region einrichten, außerdem Büroräume mieten. Die Hausbesitzerin, die Sparkassentochter Emder Bau- und Boden GmbH (EBB), lässt dafür das gesamte Haus für einen hohen sechsstelligen Betrag umbauen.
„Die Delftfront wird wieder attraktiver gestaltet, der Leerstand ist beendet”, sagte EBB-Geschäftsführer Gerhard Ludolph. Er stellte aber auch fest: „Wir investieren hier nicht in einen Gastronomiebetrieb, sondern machen das Gebäude wieder nutzbar.” Auf 300 000 Euro schätzt Agilio-Geschäftsführer Dieter Peters die Kosten für die Inneneinrichtung und Küche, die er auch über Fördergelder beim Integrationsamt für zentrale soziale Aufgaben in Hildesheim und der N-Bank einwerben will. Dort sei die Geschäftsidee als Inklusionsbetrieb eingereicht, erste Gespräche vielversprechend verlaufen. Inklusionsbetrieb bedeutet, dass zwischen 30 und 50 Prozent der Angestellten Menschen „mit ausgeprägten Vermittlungshemmnissen” sein müssen, der Betrieb ansonsten den Regeln des ersten Arbeitsmarktes unterworfen ist.
Laut Peters gibt es in Norden einen Metallbaubetrieb dieser Art, ansonsten findet sich der nächste erst in Nordhorn. „Wir eröffnen den ersten gastronomischen Inklusionsbetrieb in der Region”, sagte Peters.
Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass sich der Inklusionsbetrieb und insbesondere die gastronomische Idee an dieser zentralen Innenstadtlage durchsetzen wird. „Voraussetzung ist natürlich, dass das Essen hier schmeckt”, sagte Peters. „Niemand soll kommen, weil hier Behinderte arbeiten.”
Die Gastronomie trägt den Arbeitstitel „Leckerpott”. Sie soll sich vorrangig auf das Tagesgeschäft konzentrieren, also Frühstück, Mittagessen und Kaffee und Kuchen anbieten, sagte Peters. Er sieht schon deshalb keine Probleme in der Gastronomie-Dichte zwischen Hafenhaus und Feuerschiff und weiteren Restaurants, weil es kein à-la-Carte-Geschäft am Abend geben soll. Der Focus läge auf einem preiswerten Mittagstisch am Rande des Behördenviertels und bodenständiger, regionaler Küche auch für Tagestouristen. Vier bis fünf Tagesgerichte, Fisch, Vegetarisches und „Speckbohnen oder Hackbraten”, sagte Peters. Für größere Gesellschaften oder Tagungen sei aber auch das Menü am Abend möglich. Außerdem werde im Parterre ein Kiosk-Geschäft für den Imbiss außer Haus eingerichtet. Das Erd- und erste Obergeschoss werden zu Gasträumen, die Küche wird im Parterre des Hauses Nummer 4 bis 5 eingerichtet. Das erste Obergeschoss soll variabel nutzbar werden - mit bestem Blick auf den Delft. Im Keller sind Umkleiden und Lagerräume geplant.
Die Eröffnung ist für Frühjahr 2019 anvisiert. Bis dahin sollen die Planungen des Architektur- und Ingenieurbüros Beyer, Freitag und Zeh umgesetzt sein. Und die sind aufwendig, weil der Umbau unter anderem die neuen Brandschutzbestimmungen berücksichtigen muss. Im Innenhof wird für den zweiten Fluchtweg ein zusätzliches Treppenhaus und ein behindertengerechter Aufzug angebaut. Für Agilio werden 700 Quadratmeter, verteilt auf drei Etagen plus Keller, ausgebaut. Die beiden obersten Geschosse, in denen die Reedereien Elbracht und Wessels Mieter sind, bleiben innerlich unberührt. Auch das Sonnenstudio im Erdgeschoss soll bleiben.
Äußerlich wird sich laut dem leitenden Planer Karl-Heinz Ahrenholtz auch einiges verändern. Die weißen Kunststoffpaneele werden durch Verblendmauerwerk und verspiegeltes Glas ersetzt, ein ähnliches Erscheinungsbild wie am Sparkassenneubau in der Auricher Straße oder der geplanten Sanierung der Verwaltungsgebäude-Fassade wird entstehen. „Alles wird energetisch aufgewertet und gedämmt”, sagte Ahrenholtz.
Peters freut sich, „dass sich die EBB auf die Zusammenarbeit eingelassen hat”. Agilio, das zwölf bis 16 Arbeitsplätze im Leckerpott schaffen will, betreibt gastronomisch darüber hinaus das Kulturcafé im Pelzerhaus, die Kantine in der Arbeitsagentur, das Hafenbistro im Gründerzentrum, das Café Mozart im Awo-Altenheim in Barenburg, außerdem noch die Mittags-Verpflegung in neun Schulen in Emden, fünf in Ihlow und sechs Kitas in Emden. 245 Beschäftigte arbeiten bei Agilio in 150 Vollzeitstellen.
Von Stephanie Schuurman
@ Emder Zeitung, 24. März 2018, Bild: Beyer, Freitag und Zeh
Offenes Angebot findet erstmals am nächsten Dienstag statt / Genutzt werden Agilio-Räume in der Brückstraße
Emden. Für die geplante offene Hebammen-Sprechstunde hat sich ein Ort gefunden. Das Angebot für Schwangere, Mütter mit Säuglingen, aber auch für Ratsuchende aus dem familiären Umfeld, findet künftig einmal in der Woche für zwei Stunden bei Agilio in der Brückstraße 27 statt. Schon am kommenden Dienstag um 9.30 Uhr soll es dort losgehen, wie Hebamme Gesine Agena, Vorsitzende des Trägervereins, jetzt im Jugendhilfeausschuss ankündigte. Immer zwei Hebammen sind dann vor Ort.
Angebot besonders niedrigschwellig
„Wir sind sehr froh, dass wir mit Agilio eine Nutzungsvereinbarung treffen konnten”, sagte Agena mit Blick auf die zentrale Lage und die räumlichen Bedingungen. „Denn bei der Sprechstunde geht es um Niedrigschwelligkeit - und dort sitzen die zwei Hebammen direkt hinter einer Glastür.” Devise: einfach hereinkommen und sich informieren. „Im besten Falle bekommen die Frauen eine feste Hebamme vermittelt, sonst aber die Möglichkeit, irgendwo regelmäßig anzudocken”, ergänzte Agena.
Denn allgemein herrscht in der Hebammen-Begleitung von Schwangeren und Müttern nach der Niederkunft eine Unterversorgung. Hintergrund sind steigende Geburtenraten bei gleichzeitig sinkender Anzahl von Hebammen. Auch in Emden müsste man sich eigentlich schon im ersten Schwangerschaftsdrittel anmelden, um Unterstützung durch eine der freiberuflich arbeitenden Hebammen zu bekommen (wir berichteten).
Mit einer zentralen Anlaufstelle, so die Idee, könnten dagegen mehr Frauen, Eltern und Säuglinge versorgt werden. „Und vielleicht bekommen wir damit auch die Frauen zu sehen, die sich sonst nicht oder erst in allerletzter Sekunde melden”, sagte Agena. Das betreffe zum Beispiel obdachlose Frauen und Migrantinnen.
„Wir möchten mit unserem Angebot auch ins Netzwerk 'Frühe Chancen' der Stadt und uns zudem mit den Integrationslotsen besser vernetzen”, ergänzte die Vorsitzende des Trägervereins, der sich im September gegründet hat. Das Projekt ist zunächst für ein Jahr gesichert, weil neben der Stadt auch der Verein zur Förderung der kommunalen Prävention in Emden Kooperationspartner ist. Über dessen Einspringen zeigte sich Fachbereichsleiter Thomas Sprengelmeyer „unheimlich glücklich”. Denn ein erster Antrag auf Mitfinanzierung durch die Krankenkassen war im November abgelehnt worden. Der dagegen eingelegte Widerspruch wird noch geprüft. „Aber eigentlich haben die Krankenkassen erkannt, dass dringender Handlungsbedarf besteht”, sagte er, „deshalb hoffen wir, die Finanzierung noch nachhaltiger aufbauen zu können.”
Gleichstellungsbeauftragte Okka Fekken merkte kritisch an, dass Hebammen-Betreuung eigentlich eine selbstverständliche Leistung sei. „Dass die nicht mehr über die Krankenkassen sichergestellt ist, ist eine Katastrophe.” Sie appellierte daher an die Politik, noch einmal auf allen Ebenen auf bessere Rahmenbedingungen für Hebammen zu drängen.
Die Sprechstunde findet dienstags von 9.30 bis 11.30 Uhr in der Brückstraße 27 (Agilio) statt, s 01 51/ 44 62 41 45 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
@ Emder Zeitung, 08.Februar 2018